Die Quitte

Die Quitte gehört zu den alten Damen unter unseren Obstgehölzen. Bekannt war sie schon in der Antike. In Griechenland war sie um 600 v. Chr. fester Teil der Hochzeitszeremonie: die Braut musste vor der Hochzeitsnacht einen Bissen Quitte nehmen – das versprach einen frischen Atem.

In der Antike hat man es mit Bezeichnungen nicht ganz so genau genommen. Viele Früchte wurden als „Apfel“ bezeichnet. Heute nimmt man an, dass sowohl der Apfel den Paris der Aphrodite schenkte – wodurch die arme Frucht am Entstehen des Trojanischen Krieges beteiligt war – als auch die Goldenen Äpfel der Hesperiden“ am Ende eigentlich Quitten waren.

Letztlich liegen zwischen der Quitte und dem Apfel auch keine Welten – botanisch gesehen. Sie sind, wenn man so will Cousins. Beide gehören in die große Familie der Rosengewächse und innerhalb dieser Familie zu den Kernobstgewächsen, die typischerweise eine Apfelfrucht ausbilden: ein Kerngehäuse ist von Fruchtfleisch umgeben.

Junge Frucht

In unserem Garten stehen mittlerweile eine stattliche Zahl von Quittenbäumen. Die Blüten der Quitte sind selbstfruchtbar, man erhält allerdings bessere Erträge, wenn verschiedene Sorten in räumlicher Nähe stehen. Das war für uns jedoch nur ein Nebeneffekt. Die Bäume gedeihen gut auf unserer Fläche, sie schenken uns leckere Früchte und ihre Blüten halten Pollen und Nektar bereit für viele Sorten von Bestäubern. Die Bäume fühlen sich wohl in luftfeuchter Lage, auf einem warmen, tiefgründigen, lockeren Lehmboden mit wenig Kalk. Wir haben zwar hier eher sandigen Boden, aber die übrigen Standortfaktoren passen gut. Sie sind ein klein wenig wärmeliebend und manche Sorten werden als frostempfindlich beschrieben. Ihre Wurzeln streichen recht flach und extrem weit. So können sie in einem großen Einzugsgebiet Wasser aufnehmen. Dort, wo die Wurzeln liegen, sollte nicht mit der Hacke gearbeitet werden. Die ursprüngliche Heimat der Quittenbäume ist die Region Turkestan-Transkaukasien. Groß werden sie nicht: mit 6 Metern Höhe sind sie zufrieden, aber alt können sie werden, 100 Jahre sind drin für einen Quittenbaum.

Blütenknospen

Die Blüten sind groß und weiß, in der Knospe oft noch mit einem Hauch rosa. Sie öffnen sich im Mai bis Anfang Juni, also in den allermeisten Jahren nach den letzte Spätfrösten. Je nach Sorte reifen die Früchte ab Oktober, frühe Sorten auch schon im September. Es gibt Früchte, die eher eine Form wie ein Apfel haben, andere sehen eher birnenförmig aus – und manche Sorten kriegen beide Formen hin auf ein und demselben Baum.

Blüte im Aufblühen

Wir sind ausgesprochene Fans der Sorte „Konstantinopler Apfelquitte“. Es sind robuste Bäume, die Früchte sind aromatisch und eine einzelne Quitte bringt es gut und gerne auf 400 Gramm. Der Baum wächst mittelstark, ist sehr widerstandsfähig und frosthart. Wir haben sie als völlig unproblematisch kennengelernt.

Junge Konstantinopler Quitte – Ende Juni 2023

In einer Baumschule sind wir einem Bäumchen der Sorte „Serbian Gold“ begegnet. Es war so zauberhaft schön gewachsen, dass wir es mitgenommen haben – als charaktervollen, kleinen Solitär. Auch diese Quitten sind aromatisch und gut zu verwenden. Der Baum entwickelt sich zu einem ausgesprochen schönen Exemplar mit sehr leuchtender Herbstfärbung.

Quitte „Serbian Gold“ in Herbstfärbung

In diesem Jahr sind zwei Exemplare der Sorte „Vranja“ zu uns gekommen. Die Früchte sind eher birnenförmig und gut für Saft und zum Brennen für Schnaps geeignet. Die Vranja gilt als gute Befruchtersorte.

Junge Quitte der Sorte „Vranja“ – Ende Juni 2023


Mit ins Team gekommen ist auch ein Exemplar der Sorte „Leskovac“. Der Baum ist robust, sehr frosthart und gilt als starkwüchsig. Auch die Früchte sollen ziemlich groß werden können. Im Herbst wissen wir dann mehr: junge Früchte hat der Baum schon angesetzt.

Junge Quitte der Sorte „Lescovac“ – Ende Juni 2023

Vom großen Klassiker „Portugieser“ haben wir kein Exemplar bei uns. Diese Sorte gilt als besonders stark duftend. In ihrer Heimat heißen sie „marmelo“ was als Ursprung für das Wort „Marmelade“ angesehen wird. (In England sieht man das freilich völlig anders. Dort ist man gewiss, das Wort „marmalade“ entstand, als eine Lady ihre neue Kreation aus Sevilla-Orangen von der Dienstmagd kosten ließ und diese in ihrem Slang entzückt ausrief „More-My-la-dy“.)

Bei manchen Quittensorte sollte man die Früchte ernten, wenn die Farbe grade ins Gelb übergeht. Erntet man die vollgelbe Frucht, neigt das Fruchtfleisch zum Braunwerden. Das typische Quittenaroma entwickelt sich auch bei den früher geernteten Früchten.

Reife Quitten der Sorte Konstantinopler Apfelquitte

Man sagt der Quitte eine Reihe von Heilwirkungen nach zum Beispiel: abführend, entzündungshemmend, hustenstillend, hautpflegend, schlaffördernd und beruhigend. Sie wurde mitunter auch zum Färben von Garnen verwendet.

Sie gilt als Symbol für Fruchtbarkeit, Schönheit und Klugheit.

Einen Quittenbaum kann man schneiden und zu gewünschter Form und Größe erziehen. Wer es ganz platzsparend haben möchte, der wählt eine Quitte auf schwachwachsender Unterlage, es gibt sogar Buschbaumvarianten.

Ein kleiner Baum der Sorte Konstantinopler Apfelquitte

Unsere Quittenbäume stehen ein jeder als Solitär. Sie werden nicht als „ordentliche Obstbäume“ streng nach Lehrbuch geschnitten und erzogen. Sie wachsen langsam, dürfen sich individuell entwickeln und zu Blickfängen im Garten werden. Wo Äste aus dem Ruder laufen, vom Sturm abgebrochen werden oder aneinander reiben, da greifen wir ein, soweit das nötig wird. Sie sind im späten Frühjahr eine Nahrungsquelle für Wildbienen, Honigbienen, Hummeln, Schwebfliegen und andere Blütenbesucher. Im Herbst können wir ernten und die Früchte vielfältig verwenden: für Chutneys, Gelee und Marmelade, für Gemüsepfannen und Curry-Gerichte.

Ihre Robustheit und Flexibilität macht sie zu wertvollen Teamplayern in großen wie kleinen Gärten und dabei sind sie auch noch pflegeleicht. Sie helfen zahllosen Insekten im Frühjahr mit ihrer reichen und schönen Blüte, sind ausdrucksstarke Bäume das ganze Jahr über und im Herbst dürfen wir uns über eine mitunter ziemlich gewichtige Ernte freuen – und leuchtend goldenes Laub.

Und in Volkach gibt es sogar ein Haus der Quitte: www.haus-der-quitte.de

Ausgrabungen – Dritter Teil und Nachschlag

Hinter dem alten Schweinestall, in dem schon lange keine Schweine mehr leben, da sollte das neue Beet für die Rhododendren entstehen. Es ist der einzige Platz, auf den nicht den ganzen lieben langen Tag die Sonne herunterbrennt. Und hier enden Fallrohre von zwei Dachrinnen. Rhododendren mögen es gerne etwas feucht. 

Der Anfang ist gemacht

Den östlichen Bereich sind wir im ersten Lockdown-Jahr angegangen: 2020. Der Entschluss, den Spaten anzusetzen fällt Ende Mai, nachdem zwei unserer Rhododendren mit ihrem bisherigen Standort nicht gut klarkommen: zu trocken. Wir packen den Bauschutt zunächst in große Mörtelwannen, kapitulieren aber bald und bestellen eine mittelgroße Mulde, die am 4. Juni abgestellt wird.

Hübsches aus Rost

Am 27. Juni ist sie voll: gut 5 Tonnen Bauschutt liegen da jetzt drin. Sortenrein und handverlesen. Alles, was wir an Glas, Keramik, Schrott, Plastik und Suppenknochen gefunden haben, wurde anderweitig untergebracht.

Findlinge finden
Brauchbare Ziegel

Auch die gut erhaltenen Ziegelsteine, die als Pflasterfläche unter der Wiese zu finden waren, sind erst einmal auf Paletten gestapelt zur Seite gestellt – für spätere Verwendung.

Frisch bepflanzt: im Juli 2020 ziehen die Rhododendren in ihr neues Zuhause um

Die unzähligen Engerlinge, die zwischen den Scherben und Ziegelbrocken ein schönes Leben hatten, wurden mit großer Freude von den Sperlingen an ihre Kleinen verfüttert. Die cleveren Vögel haben schon morgens angestanden, wenn ich mit dem Werkzeug nach draußen gekommen bin.

Trichterfarn

Ab 30. Juni 2020 wird eingepflanzt. Das Beet wird das neue Zuhause für die Rhododendren Bariton, Bernstein, Mme Masson, Orakel, Metallica, Polarnacht, und zwei namenlose rosa-blühende Exemplare. Gute Gesellschaft geben Trichterfarn, eine Zelkove, ein Schneeflockenstrauch und Bärentraube sowie Maiglöckchen.

Im Juni 2021

Das fehlende Volumen füllen wir mit eigenem Kompost und Komposterde auf – gut gemischt mit Bentonit.
In Summe gehen folgende Volumina in die Fläche:
20 Schiebkarrenladungen eigener Kompost
360 Liter Komposterde 
420 Liter Moorbeeterde
50 Liter beste Pflanzerde
15 kg Bentonit plus Animalin und Hornspäne

Wir gehen in die Verlängerung …
Im Hintergrund blüht der Stechginster: 2022

Der westliche Teil war dann im zweiten pandemischen Jahr dran: 2021. Hier haben wir die Mulde gleich vorneweg bestellt. Auch die ist voll geworden: gute 6 Tonnen sortenreiner Bauschutt waren es diesmal. Wir fangen im Mai an, aber das Jahr bringt mehr Regen als das letzte, was das Ausgraben zwar verlangsamt – ansonsten aber mehr als erwünscht ist.

Arbeit mit Pavillon – für ein wenig Schatten
Statt der Pflasterfläche wurde hier eine Betonplatte gelegt

Außerdem tauchen hier nun ganz neue Fundstücke auf: ein stark angerotteter Telegrafenmast, der sich am Ende nicht entfernen lässt, und ein größeres Stück Betonplatte, das mit dem Vorschlaghammer klein gemacht werden muss, damit wir es überhaupt da rauskriegen. Die Mulde wird dieses Jahr erst Anfang August voll.

Die Mulde ist voll – wir haben Anfang August 2021

In diesem Teil finden der etwas angeschlagene Rhododendron Calsap und eine rosablühende Varietät ihren neuen Platz, dazu weißer und blauer Eisenhut und Farne.

Günter geht noch ein letztes Mal mit dem Pickel durch
Die Rhododendren sind’s zufrieden: Frühjahr 2022

Nachschlag

Ein ganz besonderes Grabungserlebnis hatten wir 2023, als wir das Pflanzloch für einen kleinen Birnbaum ausgehoben haben: wir fanden einen skurrilen Mix aus Schuhen und Mistgabeln. Und es waren überwiegend linke Schuhe. Werden wir dies Rätsel je lösen?

Ausgrabungen – Zweiter Teil

Das erste Gemüsebeet

Zwei Jahre nach dem Einzug, also 2018, beschließen, wir dass wir ein bisschen Gemüse anbauen wollen. Bei einer Gesamtfläche von fast einem halben Hektar, findet sich auch Platz für ein paar Bohnenstangen. Da wir Sandboden haben, empfiehlt sich eine Stelle, an der Wasser in der Nähe ist.

Wir entscheiden uns für einen Platz hinter dem Nordgiebel des alten Schweinestalles. Dort steht die große Regentonne.

Diesmal sind wir vorgewarnt: auf dem Plan des Grundstückes ist irgendwo hier das alte Hühnerhaus eingezeichnet. Es steht da schon lange nicht mehr, aber vermutlich werden wir auf Reste des Fundamentes stoßen. Soweit lagen wir richtig. Allerdings findet sich zusätzlich auch der Großteil der Dachpfannen des Hühnerhauses und jede Menge interessante Beigaben: Wir finden das Flaschengrab. Eigentlich ist es die Grabstätte für alles aus Glas: Flaschen, Stallfensterscheiben, Gläser, Essigballons. 

Seit Sommer 2018 haben wir dort schon vier Mal durchgegraben. Es kommen immer noch Glasscherben raus. Grüne, weiße, braune.

Abgesehen von den Massen an Glasscherben, finden sich auch einige völlig unbeschädigte Flaschen, die unvermeidlichen Ziegelsteine und Bruchstücke davon – und Fliesen. Diesmal sind es Wandkacheln in einem ausgesprochen weiten Spektrum von Dessins. Da ist filigranes Rankenmuster und harte Schwarz-Weiß-Graphik. Blau-Weiß ist auch dabei. 

Und wie immer leben zwischen dem Schutt heiter und wohl geschützt vor Vogelschnäbeln und Maulwurfschnauzen: massenweise Engerlinge.

Neben Glas, Fliesen, Ziegeln und Betonpfosten taucht hier nun auch Uriges aus Rost auf.

Den Zuckerschoten gefällt der Platz.

Auch die Dicken Bohnen gedeihen und der Zuckermais.

Die Vielfalt der Scherben

Ausgrabungen – Erster Teil

Die Terrasse und die Westfront des alten Schweinestalls

Wir sind im Mai 2016 eingezogen. Im Juni fange ich an zu graben. Ich kann nicht wissen, was dabei herauskommen würde. Dass die Nachbarn sagten, auf der Fläche könne man nicht ackern, da seien überall Steine, hatte ich auf die Findlinge und die vielen Feuersteinstücke bezogen. Meine Lernkurve sollte steil werden.

Hinter der Küche ist der Heizraum. Vermutlich wurde hier früher geschlachtet. Der Raum hat eine Tür nach draußen und führt auf eine mehr schlecht als recht betonierte Fläche. Die Wiese war ein Stück weit über die Kante auf die Platte gekrochen, und ich will die Betonplatte freiräumen: sie würde sich gut zur Terrasse eignen.

Alter Schweinestall: Westfront 2016

Und dann hatte sich entlang der nach Westen gerichteten Längswand des alten Schweinestalles eine Art Wall aufgeworfen, der nicht zu mähen war. Das sollte eben werden. 

Überwucherte Betonplatte

Es zeigt sich: die Betonplatte reicht sehr viel weiter unter die verfilzte Wiese als gedacht, und der Wall entlang des Schweinestalles ist nicht das, wonach er aussieht.

Steine aller Art

Nachdem die Betonplatte frei und als Terrasse prima nutzbar ist, geht es an den Streifen vor der Schweinestallwand. Zunächst sind da Bruchstücke von Ziegelsteinen: größere, kleinere und auch ganze Ziegelsteine. Dann kommen die Fliesen. Es sind alte Bodenfliesen, die einst im Dickbett verlegt waren. Viele sind beschädigt, aber es sind auch einige heil geblieben. 

Bodenfliesen

Wir haben die schönen Fliesen erst mal aufgehoben, sortiert nach Dekor. Das Hochbeet ist aus den Ziegelsteinen gebaut, die im alten Kuhstall als Boden verlegt waren.

Das neue Hochbeet im Winter 2018

Ende Juli wird dafür die Kontur gelegt und im September kann eingepflanzt werden: es ist das Zuhause für die Küchenkräuter. Und die Nische zwischen Haupthaus, Heizraum und altem Schweinestall ist tatsächlich eine wunderschöne Terrassenecke geworden.

Im heißen Sommer 2018
Blick von der Terrasse 2016
Hochbeet und Hausgarten im Sommer 2020

Erst später wird man mir erzählen, dass das hier so üblich war – in den Zeiten, als es noch keine Müllabfuhr gab. Wo hätte man da hinsollen mit dem Schutt vom Umbauen? Auf den alten Höfen hat man ein Loch gegraben und den alten Schutt reingeschmissen – den Sand wieder drauf, fertig. Manchmal, vorzugsweise bei Dachpfannen, wurde noch ein paar mal mit dem Trekker drüber gefahren. Dadurch wurden die Bruchstücke kleiner. Wir haben im nächsten Jahr auch eine solche Stelle gefunden. Eine Wühlmaus so dick wie mein Unterarm ist mir dort begegnet. Die Ziegelstücke sind zu groß, als dass man die Fläche als Beet nutzen könnte und zu klein, als dass sie raussortiert werden könnten. Wiese geht, und Sonnenblumen. Dem Hopfen ist es auch egal, der wächst trotzdem prächtig. 

Der Weg entlang des alten Schweinestalls im Frühling 2020